2000 Watt-Gesellschaft

Im globalen Vergleich verbraucht ein Mensch pro Jahr 17'500 Kilowattstunden Energie. Dies entspricht einer kontinuierlichen Leistung von 2’000 Watt. Momentan liegt der durchschnittliche pro-Kopf-Verbrauch in der Schweiz bei über 6'000 Watt. In afrikanischen und asiatischen Ländern verbrauchen die Menschen nur einen Bruchteil davon.

Die Vision der 2'000-Watt-Gesellschaft strebt einen Ausgleich zwischen Industrie- und Entwicklungsländern an und ermöglicht damit allen Menschen einen guten Lebensstandard. Ziel ist die langfristige Reduktion des Verbrauchs um rund ein Drittel auf 2'000 Watt. Die 2'000-Watt-Gesellschaft ist Ziel der Stadt Zürich und der Genossenschaft Kalkbreite.

Der Wohn- und Gewerbebau Kalkbreite hat eine ökologisch wegweisende Gebäudehülle, eine sehr effiziente Haustechnik, ein gutes Mobilitätskonzept und einen suffizienten Flächenverbrauch. Dies sind gute Vorraussetzungen zum im Bereich Wohnen und vom Wohnen induzierte Mobilität die Ziele der 2000 Wattgesellschaft zu erreichen. Damit dies passiert liegt es aber an jeder Einzelnen, das eigene Verhalten zu hinterfragen, sich politisch für die Umsetzung der 2'000-Watt-Gesellschaft einzusetzen und tatsächlich nachhaltig zu leben.

Um dies zu unterstützen, bestehen in der Kalkbreite Anreizsysteme zur Reduktion des Energieverbrauchs, und wo immer möglich wird der Verbrauch gemessen. Zudem kümmert sich die Gruppe «leicht leben» darum, dass die Reduktion des individuellen Ressourcenverbrauchs im Gespräch bleibt und sich stetig verbessert.

Anreizsystem

Angebote zum Energiesparen

Die Genossenschaft verzichtet weitgehend auf Vorschriften zur Reduktion des Ressourcenverbrauchs und bietet stattdessen eine breite Palette von Angeboten, die es den Mieterinnen erleichtert, ihren individuellen Energieverbrauch zu senken.

Die Genossenschaft stellt eine gemeinschaftlich nutzbare Infrastruktur und einen gemeinsamen Einkauf bereit, sie informiert und sensibilisiert und sie bietet finanzielle Anreize.

Verbrauchsspiegel

Der individuelle Energieverbrauch lässt sich mit verschiedenen Instrumenten berechnen, z.B. mit dem ECO2-Rechner von Novatlantis oder dem Footprint-Rechner des WWF. Gemessen wird dabei der Verbrauch in den Bereichen: Wohnen, Mobilität, Konsum und Ernährung. Jeder Verbrauch enthält einen Anteil «grauer Energie», der nur sehr bedingt beeinflussbar ist.

«Graue Energie» bezeichnet die Energiemenge, die für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung eines Produkts verbraucht wird und die unsere gesamte gut ausgebaute Infrastruktur mit Strassen, Schulen usw. benötigt. «Graue Energie» ist somit der indirekte Energiebedarf, der bei der Produktion eines Konsumgutes anfällt. Der Verbrauch eines grossen Teiles von grauer Energie ist eher langfristig und auf dem politischen Weg veränderbar. Lediglich durch das bewusste Einkaufen, das Vermeiden von unnötigen Käufen und die sparsame Benutzung von Verbrauchsgeräten kann dieser Wert beeinflusst werden.

Der Energieverbrauch von Strom, Warm- und Kaltwasser, Heizung und Abfall wird in der Kalkbreite gemessen und für alle sichtbar und verständlich in einem Verbrauchsspiegel dargestellt (derzeit in Planung). Damit können die Nutzerinnen ihren Gesamtverbrauch und den Fortschritt in Richtung 2'000 Watt beobachten. Auf Wunsch gibt die Drehscheibe detaillierte Daten zum individuellen Verbrauch und Vorschläge zur Verringerung des Verbrauchs ab.

Mobilität

Die Mobilität ist neben dem Wohnen der grösste Energieverbraucher in unserer Gesellschaft. Das Mobilitätsbedürfnis ist sehr individuell und damit ein schwer beeinflussbarer Bereich der Nachhaltigkeit. Die Genossenschaft hat verschiedene Massnahmen getroffen, die den Nutzerinnen einen bewussten Umgang mit ihrer Mobilität erleichtern:

Die Energiesparmöglichkeiten bei der Mobilität liegen im Nutzerverhalten der einzelnen Nutzerinnen. Es ist wichtig, dass das Mobilitätsverhalten in der Kalkbreite zum Thema wird. Deshalb beschäftigt sich das Forum «leicht leben» auch mit diesem Thema.

Um sich dem Ziel der 2'000-Watt-Gesellschaft zu nähern, ist es unumgänglich, dass alle Nutzerinnen ihren Energieverbrauch für die Mobilität minimieren. Hierzu gehört insbesondere der Verzicht auf häufige Flugreisen. Weniger bekannt ist, dass auch Zugfahren erheblich Energie verbraucht, insbesondere regelmässiges Pendeln.

Flächenverbrauch

In der Kalkbreite liegt der durchschnittliche individuelle Flächenverbrauch pro Person, inklusive des Anteils an gemeinsam genutzter Fläche bei maximal 35m² (Wohnfläche + dem Wohnen dienende Gemeinschaftsräume geteilt durch Anzahl Schlafzimmer). Dies ist deutlich tiefer als der bei heutigen Neubauten übliche Flächenverbrauch von 45 bis 50 m² pro Kopf. Aktuell liegt dieser Wert bei 33.5 m2 (Stand 2016).

Die Kalkbreite weist situationsbedingt (grosse Gebäudetiefe von 16.5 m und komplizierte Ecksituationen) eher zu grosse Wohnungen auf, was die Erreichung dieser Zielsetzung erschwert. Dies wird kompensiert durch den relativ grossen Anteil an Wohnungen mit 5 und mehr Individualzimmern, in denen der Flächenverbrauch geringer ist als in Wohnungen mit 1 bis 4 Zimmern.

Neben den Wohn- und Gewerberäumen helfen die gemeinschaftlich genutzten Räume, den individuellen Flächenverbrauch zu verringern:

Das wichtigste Instrument für die Zielerreichung  von 35m² / Person ist die Mindestbelegungsvorschrift für die Wohnungen von Anzahl Zimmer minus 1.

Gruppe «leicht leben»

Es gibt viele gute Ideen zur Reduktion des individuellen Ressourcenverbrauchs – es kommt darauf an, sie umzusetzen. Dazu fühlt sich die Gruppe «leicht leben» berufen: Sie agiert als Motor, der das Thema in der Kalkbreite publik macht und im Gespräch hält.

Die Gruppe «leicht leben» orientiert sich am Grundsatz der Suffizienz, d.h. der Neuorganisation des Konsums. Jede Umstellung fällt anfangs schwer, kann aber bald zur Selbstverständlichkeit werden. Das Forum zeigt, dass Suffizienz nicht Mühsal ist, sondern Spass macht, neue Perspektiven eröffnet und zu grösserer Autonomie und Freiheit führt.

In der Gruppe werden Konzepte zur Messung und Optimierung der persönlichen Ökobilanz entwickelt, die von den Gruppenmitgliedern ausprobiert und laufend verbessert werden. Die Resultate werden regelmässig verglichen und diskutiert, periodisch wird Bilanz gezogen.

Themen und Erfahrungen werden im Gemeinrat, im Vorstand und in anderen Gremien der Genossenschaft zur Sprache gebracht. Die Gruppe ist Teil des breiten partizipativen Prozesses, der die soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit im Betrieb der Kalkbreite sicherstellt. Sie versteht sich als offene Gruppe und erbringt ein Engagement im Rahmen des Gemeinwerks.

Sie arbeitet eng mit der Drehscheibe zusammen, um Ressourcen-Verbrauchsspiegel, Informationen für die Bewohnerinnen, Anreizsysteme und andere Massnahmen zu schaffen, zu überwachen und zu verbessern. Umgekehrt ziehen die Drehscheibe und die Gremien die Gruppe «leicht leben» zur Beratung in Fragen des Ressourcenverbrauchs bei.

Die Gruppe diskutiert ihre Erkenntnisse intern und extern. Sie vernetzt sich mit anderen Akteurinnen in der Stadt, in der Forschung und im Internet. Sie schreibt, spricht, publiziert und organisiert Veranstaltungen.

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